3 Gründe, sich die kleine Meerjungfrau Kopenhagen (NICHT) anzugucken

Auf der Suche nach Informationen über die kleine Meerjungfrau Kopenhagen, war ich überrascht online einige Meinungen dazu zu lesen, warum es sich nicht lohnen würde, sich die kleine Meerjungfrau anzusehen. Das hat mich natürlich interessiert und ich habe mich auf die Suche nach den genauen Gründen begeben.

Dieser Artikel soll niemanden davon abhalten, sich das Wahrzeichen Kopenhagens anzusehen, sondern mögliche Gründe gegen einen Besuch aufzeigen und dabei gleichzeitig mehr über die kleine Meerjungfrau und ihre Stadt zu lernen. Ob die Gründe gerechtfertigt sind ist wahrscheinlich letztendlich subjektiv.

1. Grund: Die „Müll“-Kulisse

Statue der kleinen Meerjungfrau mit Gebäuden im Hintergrund
Die Kulisse des Hafens zeigt die neue Müllverbrennungsanlage Amager Bakke (das dreieckige Gebäude weiter rechts im Bild).

Die kleine Meerjungfrau befindet sich seit 1913 in Kopenhagen an der Uferpromenade Langelinie. Dort sitzt die kleine Bronzestatue an der Hafeneinfahrt auf einem Stein, der Blick verträumt zum Meer gerichtet. Lässt man seinen Blick schweifen, fallen einem direkt die Gebäude im Hintergrund auf, die größtenteils aus der Industriezeit des Hafens stammen.

Besonders schön machen sich die weißen Gebäude hinter der Meerjungfrau auf Fotos zwar nicht, aber es handelt sich nunmal um einen Hafen. Ein Gebäude sticht aber besonders heraus. Ein dreieckiges Gebäude mit zwei großen Schornsteinen aus denen Rauch aufsteigt.

Es handelt sich hierbei um eine Müllverbrennungsanlage namens Amager Bakke, die 2017 im Hafen gebaut wurde. Aber wer kommt auf die Idee eine solche dreckige Anlage direkt hinter der kleinen Meerjungfrau zu bauen und damit nicht nur die Fotokulisse zu versauen, sondern auch die Luft zu verpesten?

Die kleine Meerjungfrau und die nachhaltigen Skifahrer

So wie es scheint ist es tatsächlich nicht, denn die Anlage verpestet die Luft gar nicht. Kopenhagen ist sehr bemüht eine nachhaltige, gründe Stadt zu sein und hat sich deshalb dazu entschlossen eine hochmoderne Anlage zu bauen, die so sauber ist, dass man sogar problemlos darauf herumlaufen kann.

Die Anlage verwandelt den Müll in Wärme und Strom, durch die circa 160.000 Haushalte mit Fernwärme und 62.000 mit Strom versorgt werden können. Damit der Ruß und die Stickoxide von der Verbrennung nicht die Luft verpesten können, werden hochmoderne Filteranlagen verwendet.

Um dieses Konzept zu ermöglichen, musste die Anlage allerdings sehr zentral gelegen sein, damit die Haushalte auf dem kürzesten Weg erreicht werden können. Der Hafen hat sich dabei als der ideale Ort herausgestellt.

Das verrückte: Auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage befinden sich vier integrierte Skipisten, und das ganz ohne Schnee. Außerdem gibt unter anderem ein paar der welthöchsten Kletterwände an der Außenseite des Gebäudes sowie Wanderpfade durch Parklandschaften mit vielen verschiedenen Pflanzen.

Die Anlage nennt sich CoppenHill und stellt sozusagen einen Berg für Freizeitaktivitäten und einen der höchsten Aussichtspunkte im sonst so flachen Dänemark dar.

Die Überlegung dahinter war den skibegeisterten Dänen, die sonst zum Skiurlaub in andere Länder fahren müssen, eine grünere Alternative zu bieten. Und diese Alternative ist im wahrsten Sinne des Wortes grün, denn statt Kunstschnee liegen auf den Pisten grüne Plastikmatten.

Fazit zur Müll-Kulisse

Ich finde, wenn man den Hintergrund kennt, muss man schon fast sagen, dass diese Anlage eine tolle Ergänzung für die Fotos von der kleinen Meerjungfrau darstellt.

Denn dass Kopenhagen eine der grünsten Städte Europas ist und sogar den Spaß der Besucher mit Nachhaltigkeit vereint, hätte der kleinen Meerjungfrau und den anderen Meeresbewohnern, die sich heutzutage um die Verschmutzung der Meere sorgen müssen, sicherlich gut gefallen.

Kopenhagen hat sich sogar zum Ziel gesetzt bis 2025 die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt zu werden. Daher bin ich von diesem Punkt sehr positiv überrascht und kann mir gut vorstellen, mir das ganze einmal selbst anzuschauen.

Wen die Kulisse auf dem Foto doch etwas stört, dem sei gesagt, dass es noch vielen andere mögliche Winkel gibt, aus der man die Meerjungfrau ablichten und einzigartige Fotos machen kann.

2. Grund: Ihr könnte ein Körperteil fehlen

Statue der kleinen Meerjungfrau mit Wasser im Hintergrund
Schon oft verletzt, aber immer wieder gesundet und zurückgehrt. Die kleine Meerjungfrau ist widerstandsfähig.

Auch das ist kein Scherz. Denn die kleine Meerjungfrau lebt aufgrund ihrer Bekanntheit gefährlich.

Von Beginn an Streit um ihren Körper

Schon als sich der kopenhagener Bierbrauer und Kunstliebhaber Carl Jacobsen 1910 an den Bildhauer Edvard Eriksen wendet, damit dieser eine Skulptur der kleinen Meerjungfrau fertigt, kommt es zu ersten Streitigkeiten um die kleine Meerjungfrau.

Der Kunstliebhaber hatte zuvor eine Ballettvorstellung des Märchens von Andersen gesehen und war so fasziniert davon, dass er eine Meerjungfrau Skulptur nach Vorbild der Ballerina in Auftrag gab. Doch der Künstler wollte die Meerjungfrau ohne Fischschwanz, also nach ihrer Verwandlung zu einem Menschen, darstellen, während der Auftraggeber auf dem Schwanz beharrte.

Letztendlich kamen die beiden zu der Einigung, dass die kleine Meerjungfrau während ihrer Verwandlung gezeigt wird, also mit Beinen, aber kleinen Flossen statt Füßen.

Auch wie sie zu ihrem Aussehen kam, war etwas ungewöhnlich. Die kleine Meerjungfrau ist eine Mischung aus zwei verschiedenen Frauen: Die Ballerina Ellen Prince de Plane, die in einer Balletverfassung zu Hans Christians Andersens Märchen im Königlichen Theater von Kopenhagen die kleine Meerjungfrau spielte, saß Modell für das Gesicht.

Für den Rest des Körpers soll die Ehefrau des Künstlers Modell gesessen haben, da die Ballerina sich nicht nackt in der Öffentlichkeit zeigen wollte.

Die kleine Meerjungfrau und die Gefahren der Berühmtheit

Nachdem die Statue fertiggestellt war, wurde sie immer beliebter und entwickelte sich schnell zum Wahrzeichen der Stadt Kopenhagen. Doch mit dem Ruhm kamen auch die Attacken: Die kleine Meerjungfrau wurde schon etliche Male das Opfer von Vandalismus.

Ihr wurde Kleidung angezogen, sie wurde mehrfach mit Farbe übergossen und bemalt, ihr wurde ein Arm abgesägt und zwei mal wurde sie schon enthauptet. 2003 wurde sie sogar von ihrem Felsen gesprengt, sodass sie im Wasser landete.

Vieles davon war als politische Botschaft gedacht, denn die kleine Meerjungfrau ist weltberühmt und schafft es jedes Jahr auf Millionen von Fotos. Beispielsweise wurde ihr 2017 rote Farbe übergekippt, um Dänemark dazu zu bringen, die Wale der Färöer Inseln zu verteidigen, die zu Dänemark gehören und vor denen traditionell noch immer Wale getötet werden.

Zuletzt wurde im Januar 2020 die politische Botschaft „Free HongKong“ auf den Stein der Meerjungfrau geschrieben.

Das sind zwar sicherlich wichtige Themen, aber in Kopenhagen sieht man die Angriffe auf die kleine Meerjungfrau zuallererst als Vandalismus an. Wenn so etwas passiert, rückt dementsprechend ersteinmal die Polizei an und sperrt alles ab. Mit dem Fotoshooting wird es dann erstmal nichts.

Fazit zu fehlenden Körperteilen

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Kopenhagener und einige Touristen enttäuscht sind von solchen Vorfällen, da ihre Berühmtheit für andere Zwecke missbraucht wird.

Dabei muss man sagen, dass es bisher nur alle paar Jahre einen Vandalismus Vorfall gab, weshalb die Gefahr, dass dies gerade dann passiert, wenn man dort ist, doch relativ klein ist.

Wenn man drüber nachdenkt, ist es allerdings auch ein bisschen bewundernswert, dass die kleine Meerjungfrau nach ihrer traurigen Geschichte (denn sie verkörpert die Meerjungfrau aus Andersens Märchen-Originalfassung, nicht die Geschichte mit dem Happy End von Disney) und 100 Jahren Vandalismus immer noch dort sitzt und jeden Tag Menschen begeistert.

3. Grund: Die Touristenmassen

Touristen vor der Statue der kleinen Meerjungfrau
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen ist eine Touristenattraktion.

Die kleine Meerjungfrau ist eine der weltweit am meisten fotografierten Statuen. Es wird geschätzt, dass die Meerjungfrau jedes Jahr von 1 Million Touristen gesehen wird. Das sind immerhin circa 2.740 Menschen am Tag!

Die Tatsache, dass man teilweise lange anstehen muss, um seine Fotos zu machen und dass sie sehr klein ist – sie ist nur 1.25 m groß – bringen manche Leute dazu, zu sagen, dass der Besuch etwas enttäuschend sei.

Die kleine Meerjungfrau in anderen Teilen der Welt

Wie beliebt die Statue auch international ist, sieht man z.B. daran wie fasziniert man auch in China davon ist. 2010 wurde die Statue sogar nach China gebracht und dort für sechs Monate auf der Expo in Shanghai ausgestellt. Seit Oktober 2010 ist sie aber wieder dauerhaft in Kopenhagen zu finden.

Dadurch, dass die kleine Meerjungfrau so berühmt ist, gibt es mittlerweile auch schon ein paar Kopien in anderen Ländern der Welt, wie z.B. in den USA, Rumänien, Spanien und seit 2016 in Südkorea. Ich hatte schon das Glück mir die Statue in Südkorea anschauen zu können und kann jedem der sich mal in Seoul wiederfinden sollte, nur empfehlen ihr auch einen Besuch abzustatten.

Denn sie befindet sich im wunderschönen Yeouido Hangang Park entlang des Han Flusses, der unter anderem einige Wasserinstallationen enthält. Um zu der kleinen Schwester der Meerjungfrau zu gelangen muss man über ein paar Stufen in flachem Wasser laufen. Und Touristenmassen, die zu ihr wollten, gab es dort tatsächlich auch nicht 😉

kleine Meerjungfrau Statue in Seoul am Han Fluss
Die Meerjungfrau Kopie in Seoul, Südkorea.

Fazit zu den Touristenmassen

Aber auch in Kopenhagen ist die kleine Meerjungfrau, meiner Meinung nach, auch trotz der großen Touristenmassen, sehenswert. Denn sie ist und bleibt eins der ikonischsten Wahrzeichen Europas und erinnert letztlich immer noch an das 1837 erschienene Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersens, welches so viele Menschen im Original und in seinen zahlreichen Fassungen lieben.

Lohnt es sich, sich die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen anzuschauen?

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass alle drei Kritikpunkte, die vorgebracht werden, wenn es darum geht, ob es sich lohnt, sich die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen anzuschauen, nicht besonders schwerwiegend sind bzw. sogar eigentlich interessante Aspekte ihrer Geschichte sind.

Ich werde sie mir deshalb trotzdem anschauen, sobald ich mich einmal in Kopenhagen befinde.Wenn du schon einmal dort warst, lass mich gerne wissen, wie du es empfunden hast. Warst du eher enttäuscht oder beeindruckt?

Abgesehen davon ist Kopenhagen eine sehr schöne, umweltbewusste Stadt, die sich zum Beispiel auch super mit dem Fahrrad erkunden lässt und viel Kultur und Natur zum Entspannen sowie einige andere sehenswerte Statuen bietet.

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